Samstag, 2. November 2013

Attercop! Attercop!

Ja, gestern war es tatsächlich soweit.

Vier "Neulinge" und ein erfahrener Spieler und ich - drei fein selektierte Kollegen, ein Lebensgefährte und einer meiner Freunde und Mitspieler.

Und viele Befürchtungen im Vorfeld. Macht es den neuen Spaß? Wie ist das im Job, wenn es den Kollegen zu albern/ernst/langweilig/gut/schlecht gefällt? Und auf deren Seite: Was wird das für ein Abend? Können wir das? Was kann schief gehen, was kann man falsch machen?

Ich hab es ihnen nicht leicht gemacht. MERS habe ich mir ausgesucht. Komplex, Tabellen, Abstrakt, Fertigkeitenbasiert, ALT, älter als die meisten Mitspieler, denke ich. Klar, ich hätte auch was einfaches auswählen können, C&C zum Beispiel, oder was modernes - aber ich hatte gerade total Lust auf Rolemaster/MERS und auf Mittelerde - und mit meiner Lust zum System steht und fällt der Spielabend. Old School halt: my game, my rules.




.. zuerst haben wir die Charaktere fertig gemacht und ausgerüstett - im Vorfeld waren die schon grob zusammen gestellt, gestern um 16 Uhr haben wir dann die letzten Beulen ausgebeult und den Klarlack drauf gesetzt. Geht ja schön schnell bei MERS. Dann die Regeln erklärt (was ist ein Bewegungsmanöver, was ist ein statisches Manöver, wie klopp ich jemand anderem die Hirse ein, nehm ich dazu den vollen Offensivbonus oder heb ich mir was zur Defensive auf) und ein paar Tabellenkopien verteilt. ... dies war der Moment, in dem mich acht große fragende, ja vielleicht auch leicht ängstliche Augen angesehen haben.



Dann zurück gelehnt, durchgeatmet und direkt in medias res angefangen - kompletter Szenenwechsel, von trockenster Regeltechnik und Mathematik direkt in vollblumige Beschreibung und Szenenaufbau:



Auf der Straße, kurz vor dem Düsterwald, Auftrag "in der Tasche" eine verschwundene Karawane zu suchen, vor dem Wald ein kleines Dorf mit einem wunderlich frisch aufgestellten Palisadenzaun ... die ersten beiden Szenarien von "Überfall im Düsterwald" ein wenig zusammen gemischt um freiere Entscheidungsmöglichkeiten zu haben ...

... und alle waren direkt dabei - ein paar Minuten, ein wenig schauen, wie es geht, wenige Nachfragen, wie man redet oder in welcher Person man reden kann etc. und "fapp" mitten im Spiel. Das hatte ich nicht erwartet - den ein oder anderen Ausfall hatte ich befürchtet, zumindest aber mehr Fragen, mehr Zurückhaltung, mehr Fremdeln.

Aber mitnichten, es war best-case - schnelle, schlaue Entscheidungen, gutes Spiel, Charakterspiel, komplette und vollkommene Konzentration (vielleicht, weil man sich als Kollegen ja eh dauernd sieht quatscht man nicht soviel Blödsinn, wenn man sich zum Spielen trifft). Es war rundum gut. Und sicher nicht unser letzter Termin.



Fazit: Auch wenn ich sicher gerne mit einem erfolgreichen Spielabend prahle kann man sich aber auch was allgemein interessanter draus ziehen: Spielleiter in allen Ländern – Neue Gruppen wagen! Öfter mal eine Gruppe total neuer unerfahrener Spieler schnappen und einfach losspielen! Es spielt keine Rolle, wie bekannt, beliebt oder einfach das System ist, es muss nicht Das Blaue Auge sein, weil es jeder spielt oder "Schnick schnack schnuck - the role playing game", weil es so einfach ist - wenn die Neuen spielen wollen oder das Hobby mal ausprobieren wollen, spielen Sie auch Harnmaster, Rolemaster, Hero, Midgard, GURPS, oder ein anderes komplexes Spiel - man kann es ihnen zu anfang mit "KISS, keep it small and simple" leichter machen, das Spiel in allen seinen verwirrenden Aspekten zu verstehen. Und erzählt mir auf der nächsten SPIEL nicht wieder - wie auf den letzten zich CONs und SPIELemessen - "Ich würd ja gerne spielen, aber ich finde keine Gruppe XY in meinem Ort". Schmarrn! Legt los, fragt Freunde und Kollegen, macht einen einfachen Plot und los geht es!

Und wenn ihr Fragen dazu habt und wirklich nicht wisst, wer euch dabei helfen kann, dann nutzt die Antwort Funktion oder schreibt mir eine Mail.